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NEWS-Blog

Euromonitor: Die Top-3 Reisetrends 2023

Kommentar von Caroline Bremner, Senior Industry Manager at Euromonitor International

24. Februar 2023

Der Reiseverkehr läuft wieder auf Hochtouren, die Wachstumsraten gehen durch die Decke und die Branche erholt sich langsam von der COVID-19-Pandemie – doch die Auswirkungen der überall steigenden Lebenshaltungskosten machen der Branche zu schaffen. Um auch diese Herausforderung zu meistern, setzen Reisemarken und Destinationen auf wertebasierte Tourismusprodukte und -dienstleistungen, die bei Reisenden, die nach prägenden Reiseerlebnissen streben, mehr Anklang finden.

Gleichzeitig sieht sich der Tourismus als Ganzes mit einer existenziellen Krise konfrontiert. Da die Branche sehr CO-intensiv und von fragilen Reisezielen abhängig ist, gibt es immer mehr Bemühungen, die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gemeinden durch gemeinsam entwickelte Lösungen zu minimieren.

China – Der Katalysator für die vollständige Erholung des Tourismus

Nach drei langen Jahren ist die Reisebranche endlich in einer Position, in der jedes Teil des Puzzles am richtigen Platz ist. Auch Regionen wie der asiatisch-pazifischen haben die Beschränkungen größtenteils aufgehoben. China öffnete seine Tore am 8. Januar 2023 wieder für den internationalen Tourismus und trug damit stark zur Erhöhung der Nachfrage bei. Laut dem Travel Forecast Model von Euromonitor, das im ersten Quartal 2023 aktualisiert wurde, werden die Ausgaben ausländischer Touristen voraussichtlich 83 % ihres Höchststandes von 2019 erreichen und bis zum Jahr 2024 wieder zu voller Stärke gelangen.

Für chinesische Touristen, die ins Ausland reisen, erwartet Euromonitor International im ersten Quartal 2023 dagegen eine langsamer steigende Kurve, da die COVID-19-Fälle in China wieder zunehmen und die geopolitischen Spannungen im Ausland durch teilweise wieder eingeführte Reisebeschränkungen zunehmen. Es ist jedoch absehbar, dass sich der Anstieg ab dem zweiten Quartal 2023 beschleunigen und im ganzen Jahr bezüglich der Ausgaben für Auslandsreisen ein außergewöhnliches Wachstum von insgesamt über 400 % zu verzeichnen sein wird. Die Entwicklung wird insbesondere Reisezielen im asiatisch-pazifischen Raum einen dringend benötigten Schub geben.

Die weltweite Krise hinsichtlich steigender Lebenshaltungskosten hat die Inflation auf ein Jahrzehnthoch getrieben und wird den Anstieg der Ausgaben ausländischer Touristen in China auf ein Wachstum von 37 % in 2023 dämpfen, während sie sich im vergangenen Jahr noch um 102 % mehr als verdoppelten.

Werteorientierte Tourismusprodukte treffen den Nerv der Reisenden

Die Wahl der Reise spiegelt zunehmend die Interessen, Überzeugungen und Einstellungen der Verbraucher wider. Ein Beispiel dafür ist der Trend zum „Blended Travel" (oder "Bleisure"), bei dem die Verbraucher ihre Work-Life-Balance neu definieren und Arbeit mit der Freude am Reisen kombinieren, sei es durch „Workations" oder „Work from anywhere"-Regelungen.

Experten erwarten, dass wertebasierte Angebote wie Sport-, Wellness- und Ökotourismus im Zeitraum 2023 bis 2027 mit einem durchschnittlichen Wertzuwachs von über 12 % pro Jahr die Standardangebote überholen werden.

Wellness-Angebote, bei denen der Schwerpunkt auf ganzheitlichem Wohlbefinden liegt, von Yoga-Retreats bis hin zu Spas am Urlaubsort, werden 2023 voraussichtlich einen Wert von 29,3 Mrd. USD erreichen. Der Bereich Wellness hat sich während der Pandemie als sehr widerstandsfähig erwiesen und verzeichnete einen geringeren Rückgang als andere Arten von Pauschalreisen im Jahr 2020 (-65 % gegenüber -69 %).

Der Naturtourismus - einschließlich Abenteuer- und Ökotourismus sowie Badeurlaub - erfreut sich ebenfalls wachsender Beliebtheit bei den Reisenden und wird voraussichtlich allein im Jahr 2023 57 % aller Reisepauschalen weltweit ausmachen. Diese Angebote umfassen ländliche Reiseziele ebenso wie Strand- und Abenteuerreiseziele, da die Attraktivität von Natur und Wildnis nach der Pandemie als Gegengewicht zur Verstädterung im Einklang mit neuen hybriden Arbeitsmethoden weiter zunimmt.

Die Existenzkrise des Tourismus treibt Klimaschutzmaßnahmen voran

Nachhaltige Reisepauschalen, die Abenteuer, Kultur, Ökotourismus und Wellness umfassen, werden im Jahr 2023 voraussichtlich einen Wert von 134 Mrd. USD erreichen und damit einen größeren Anteil an den Gesamtangeboten haben als typische Massenprodukte wie Strandurlaub.

Da zwei Drittel der Verbraucher weltweit angeben, dass sie ihr tägliches Leben nachhaltiger gestalten wollen, ist dies ein Trend, dem die Branche große Aufmerksamkeit widmet. 73,8 % der Reiseverantwortlichen verzeichneten laut der Euromonitor-Umfrage "Voice of the Industry: Travel Survey", die im April 2022 durchgeführt wurde, ein gesteigertes Interesse ihrer Kunden an dem Thema Nachhaltigkeit.

Noch wichtiger ist, dass 57,3 % der Reiseverantwortlichen angaben, dass ihre Kunden bereit sind, mehr für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen, wie beispielsweise für die Nutzung erneuerbarer Energien, den Ausgleich von CO2-Emissionen, die Zahlung fairer Löhne oder die Beschaffung lokaler Lebensmittel und Getränke, zu zahlen.

Die Umfrage zeigt allerdings auch: Die Nachfrage ist da, aber die Innovationskraft hinkt hinterher. Nur 47,8 % der Führungskräfte in der Reisebranche gaben an, dass ihr Unternehmen in nachhaltige Produkte und Dienstleistungen investiert oder die nachhaltige Umgestaltung von Back-End-Abläufen vorantreibt.

Das Erreichen von Klimaneutralität ist die nächste Stufe des nachhaltigen Tourismus. Buchungsplattformen wie Goodwings in Dänemark machen Klimaneutralität zum Kern ihres Angebots. Auch die EU will mit ihrem Netzwerk der 100 NetZero Cities bis 2030 CO2-neutral sein. Nicht zuletzt setzen globale Tech-Giganten wie Google, Skyscanner und Trip.com allesamt auf mehr Transparenz in Bezug auf den CO2-Ausstoß zum Zeitpunkt der Buchung.

Die Tendenzen zur Dekarbonisierung und zu mehr sozialer Gerechtigkeit im Rahmen des Klimawandels werden im Jahr 2023 noch stärker, befeuert durch gemeinsames Denken und Handeln von Verbrauchern, Regierungen und dem Privatsektor.

Weitere Informationen zum Thema gibt es im Zuge der Präsentationen von Euromonitor International über die wichtigsten Entwicklungen in der Reisebranche am 7. und 8. März auf der ITB Berlin 2023.

Nach der Session können Interessenten die Präsentationen von Caroline Bremner (Senior Industry Manager) und Stephen Dutton (Client Research Manager) von EUROMONITOR INTERNATIONAL HERUNTERLADEN.

Die Existenzkrise des Tourismus treibt Klimaschutzmaßnahmen voran
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