Seiteninhalt

NEWS-Blog

Neue Herausforderungen für den LGBTQ+-Tourismus: Multiple Krisen fördern Populismus und fordern mehr Resilienz

Neue Herausforderungen für den LGBTQ+-Tourismus

Multiple Krisen fördern Populismus und fordern mehr Resilienz

07. März 2023

Neue Krisen und die damit einhergehende Verunsicherung fördern den Populismus, und „dann werden Minderheiten als erste angegriffen.“ Diese traurige Erkenntnis stand im Mittelpunkt der Keynote von Peter Jordan zum Thema „LGBTQ+-Tourismus und Resilienz“ am Messedienstag. Jordan, Gründer der Beraterfirma Gen C Traveller, gab sich aber zuversicht¬lich, dass die Community diese Herausforderung meistern könne: „Sie hat viel durchgemacht in den letzten Jahren.“

Rika Jean-François, Commissioner Corporate Social Responsibility der ITB Berlin, eröffnete das Podium mit dem Hinweis, dass besonders die Pandemie die Bedrohung für die Minderheiten weiter ver¬stärkt und Hass und Konservatismus zu neuem Wachstum verholfen habe. Jordan beharrte darauf, dass auch in Zeiten verschärfter Nachhaltigkeitsanforderungen Reisen ein Grundbedürfnis bleiben müsse, weil es unter anderem für die Persönlichkeitsfindung und -bildung unentbehrlich sei. Die LGBTQ+-Community müsse einerseits „ihre eigene Resilienz aufbauen“, aber sich andererseits auch die Gegen¬maßnahmen zum Klimawandel zu eigen machen, denn er betreffe alle, unabhängig von der sexuel¬len Orientierung. In diesem immer dringlicher werdenden Handlungsfeld könne ein Schlüssel zu erfolgreicher Inklusion liegen.

Barbara Poma von der onePulse Foundation aus Orlando, die sich dem Kampf gegen Hass verschrieben hat, lud alle ein, nach Florida zu reisen, um dort die von verschiedenen Seiten bedrohten Inklusionsbe¬mühungen zu stärken. Benedikt Brandmeier, Leiter Geschäftsbereich Tourismus, Veranstaltungen und Hospitality, erläuterte die Bemühungen der bayerischen Landeshauptstadt, Touristen nicht einfach nur als Geld bringen¬de Hobbyfotografen zu behandeln, sondern sie in den Alltag der Einheimischen zu integrieren, um so das Lebensgefühl der Stadt zu vermitteln. Er räumte ein, dass dies sich manchmal schwer mit dem Bedürfnis der LGBTQ+-Gemeinde nach „safe spaces“ vereinbaren lasse, bei speziellen Veranstaltungen zu Fastnacht sei es aber etwa gelungen.

Ähnlich äußerte sich Rachel Ferguson von Visit Philadelphia. Viele Gäste hätten „verschiedene Hüte“ marginalisierter Minderheiten auf, sie etwa auch als Person of Colour oder als Mutter. Die Lösung mit dem Ziel der Inklusion müsse sein, allen Gruppen Respekt zu zollen, damit sie sich in Freiheit und Würde verwirklichen könnten. Alex Belopolsky von der Münchener Prout at Work Foundation rief dazu auf, LGBTQ+-feindliche Entscheidungen wie die Wahl der usbekischen Stadt Samarkand zur World Tourism Capital durch die World Tourism Organization der Vereinten Nationen (UNWTO) nicht einfach hinzunehmen, weil in Usbekistan Homosexualität mit Gefängnis bestraft wird.

Thomas Bömkes, der LGBTQ+-Tourismusberater der ITB Berlin, gab als Träger des Pioneer Award für innovative Leistungen der Community Karl Krause und Daan Coljin bekannt. Sie sind als „Couple Of Men“ um die Welt gereist und haben mit ihrem Travel-Blog und jüngst auch in Buchform entscheidend zur Verbreitung eines positiven LGBTQ+-Gefühls beigetragen.