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NEWS-Blog
Urlaubsparadies auch dank Verzicht auf Streitkräfte
Tourismusminister von Costa Rica stellt Reisen vollständig in sozial-ökologischen Kontext
08. März 2023
„Wir sind viel mehr als Sonne und Strand.“ Nicht ohne Stolz verkündete William Rodríguez, Tourismusminister von Costa Rica, dass sein Land im Gegensatz zu vielen Karibikstaaten vielleicht deshalb schon in diesem Jahr das Vor-Corona-Niveau bei den Besucher*innen wieder erreicht hat. 2022 waren es 2,35 Millionen, bis 2027 sollen es nach dem neuesten Fünfjahresplan 3,8 Millionen werden. Das werde den Status als weltweit anerkanntes Musterland des nachhaltigen Tourismus nicht gefährden, sagte er. Deutschland ist für Costa Rica das wichtigste Quell-Land Europas mit 80.000 Tourist*innen (2022) vor dem Vereinigten Königreich und Frankreich.
„Die Nachhaltigkeit muss mit der Erziehung in der Schule beginnen“, war sich Rodríguez sicher. Costa Rica hat vor mehr als 70 Jahren seine Streitkräfte abgeschafft und die freiwerdenden Haushaltsmittel in die Förderung von Bildung und Gesundheit gesteckt. Das Land zwischen Atlantik und Pazifik, zwischen Nicaragua und Panama setzt seit Jahrzehnten auf Nachhaltigkeit und versorgt sich inzwischen zu 99 Prozent aus erneuerbaren Energien.
Dennoch generiere der Tourismus derzeit direkt rund 210.000 und indirekt rund 400.000 Arbeitsplätze, sagte Rodríguez. Zurzeit seien in der Provinz Guanacaste im Nordwesten, die bei Besucher*innen aus den USA sehr beliebt ist, mehrere Hotelneubauten geplant, darunter Luxushotels. Das beeinträchtige aber die Struktur der Hotellerie nicht, die sich „zu 87 Prozent aus Mikro-, Mini- und Midi-Betrieben zusammensetzt“.
Eine Maximalzahl der Tourist*innen sei in dem Fünfjahresplan nicht festgelegt; theoretisch gelte die Regel, dass ein Land nicht mehr Gäste verkrafte als es Einwohner*innen habe. „Das wären dann rund fünf Millionen, aber wir wollen das nicht ausreizen.“ Es komme letztlich nicht so sehr auf den ökonomischen Aspekt, sondern mehr auf die ökologische und soziale Nachhaltigkeit an. Im Vergleich zu anderen Staaten in der Karibik ist in Costa Rica der Inlands- und Individualtourismus ausgeprägter; der Minister schätzte ihn auf 35 Prozent des Gesamtmarktes. Allerdings habe sich das Profil der Besuchenden gewandelt: Seit Corona kämen immer mehr junge Leute, die an Sport und Abenteuer interessiert seien, „und das wollten sie in Gruppen genießen“.