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Die FTI-Insolvenz hat den Markt verändert: Renaissance von Reisebüro und Pauschalreise
Die Insolvenz der FTI Group hatte tiefgreifende Auswirkungen auf den deutschen Reiseveranstaltermarkt und sorgte dort für gravierende Veränderungen. Die Diskussionsrunde auf der ITB Berlin 2025 beleuchtete die Folgen dieses Umbruchs: Wie hat sich der Markt neu sortiert? Wer profitiert von der neuen Markt- und Angebotsstruktur? Die Experten auf dem Panel waren sich einig: Die Nachfrage nach hochwertigeren Produkten habe zugenommen, außerdem hätten die Pauschalreise und der Reisebürovertreib eine erfreuliche Renaissance erfahren.
Roland Gassner vom Marktforschungsinstitut Travel Data + Analytics eröffnete die Session mit der Darstellung der aktuellen Situation des Veranstaltermarktes. „Seit 2022 hat sich der Umsatz im Reisemarkt stärker entwickelt als die Anzahl der Personen“. Ein Indiz für die steigende Nachfrage nach hochwertigeren Produkten.
Nachhaltigkeit der Geschäftsentwicklung steht mehr im Fokus
Dr. Ingo Burmester, CEO Central Europe bei DERTOUR Group, zeigte sich davon überzeugt, dass sich der Markt verändert habe. „Die Nachhaltigkeit der Geschäftsentwicklung steht bei den Partnern mehr im Fokus. Es wird stark auf Qualität und auf Augenhöhe geachtet: Es hat einen Shift zu mehr Qualität gegeben.“ Seiner Meinung nach seien die größten FTI-Profiteure die Reisebüros, die eine wahrhaftige Renaissance erlebt hätten. „Die Qualität der Produkte ist im Reisebüro am höchsten – und die Wiederholerrate auch“, so Burmester, in dessen Augen der Branche kaum etwas Besseres hätte passieren können. Darüber hinaus hätten Pleiten großer Veranstalter dazu geführt, dass organisierte – weil krisenfestere – Reisen zurückgekommen sind: „Auch die Pauschalreise feiert eine Renaissance!“
Auch Benjamin Jacobi, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der TUI Deutschland GmbH, erkenne den Trend zu hochwertigeren Produkten, müsse aber als Airline auch die Personenzahl im Blick behalten: „Generell wollen wir das Servicelevel ausbauen und unsere Palette mit neuen, innovativen Angeboten weiter differenzieren.“
Shift zu mehr Qualität – aber schon seit Corona
Songül Göktas-Rosati, Managing Director bei Bentour Reisen, zeigte sich sehr zufrieden mit der verstärkten Nachfrage nach der FTI-Insolvenz. „Wir haben unseren Kunden gute Alternativen und einen guten Service geboten.“ Den Shift zu mehr Qualität könne sie zwar auch bestätigen, doch der habe nicht so sehr mit FTI zu tun, als eher mit der Pandemie: „Die Menschen wollen seit Corona höherwertiger buchen.“
Ömer Karaca, CEO bei Schmetterling International GmbH & Co. KG, erklärte, im Vertrieb habe sich alles nur verschoben: Zu Beginn hätten die Großveranstalter profitiert, später die Spezialisten. „Wir sind sehr gespannt, wie die Entwicklung weiter geht“, so Karaca. Er erkenne auch die Verschiebung hin zu höherpreisigen Produkten, ist sich aber darüber im Klaren, dass Gästezuwachs nicht nur im Hochpreissegment stattfinden könne. „Der Vertrieb freut sich, wenn Länder wie Ägypten und Tunesien stark sind, wo auch erschwinglichere Produkte zu finden seien. „Wir wollen keine Dumpingpreise, aber wir wollen schon auch die Masse ansprechen“, so Ömer.