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Fünf nach zwölf: Branche fordert Wachstumsagenda für den Luftverkehr in Deutschland

Die Luftfahrtbranche schreibt neue Rekorde und steht besser da als vor der Corona-Krise - mit einer Ausnahme. In Deutschland, so Jens Bischof, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft und CEO der Eurowings Aviation GmbH am Dienstag auf dem ITB Berlin Kongress, sei die Erholung seit Corona deutlich verhaltener. Das liege vor allem an den Kosten durch staatliche Regulierungen, die sich seit 2019 mehr als verdoppelt hätten. Seine Botschaft war daher klar: Die Branche stehe an einem Kipppunkt, es müsse unbedingt etwas getan werden. „Es ist fünf nach zwölf, nicht mehr fünf vor zwölf", beteuerte Bischof und führte an, dass Lösungsvorschläge bereits auf dem Tisch lägen: Die Luftverkehrssteuer müsse abgeschafft und auch weitere Kosten und Gebühren müssten deutlich gesenkt werden. Als Vorbild nannte Bischof das Land Schweden, das die Abschaffung der Luftverkehrssteuer beschlossen hat.

Die Teilnehmenden sitzen in Stühlen auf der Bühne und diskutieren

Diskutierten auf der Blue Stage (v.l.n.r.): Jens Bischof, Aletta von Massenbach, Pierre Dominique Prümm, Dara Brady und Lee Dayhurst

Umweltschutz durch innovative Technologien - nicht durch Schrumpfkurs

Die Umweltbelastung durch den Flugverkehr müsse durch modernere Flugzeuge und nachhaltigere Treibstoffe reduziert werden, nicht aber durch eine Reduktion von Passagierzahlen und Flugstrecken. Skeptisch äußerte sich Bischof zu den bisherigen Klimaschutzregelungen. Sie würden zu hohen Belastungen für die Fluggesellschaften und damit zu höheren Ticketpreisen führen und Anbieter von Direktflügen gegenüber Anbietern von Umsteigeflügen benachteiligen. Allein im Jahr 2024 seien die durch staatliche Auflagen verursachten Kosten um 1,2 Milliarden Euro angestiegen - insgesamt hätten die Airlines, die von und nach Deutschland fliegen, im vergangenen Jahr rund 4,5 Milliarden Euro an solchen Kosten tragen müssen.

Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen

Flugzeuge, so betonte Dara Brady von Ryanair, seien mobile Güter, sie würden dort eingesetzt, wo es sich für die Fluggesellschaften lohne. Deutschland als Standort konkurriere daher bei Ryanair mit mehr als 35 anderen Ländern. „Wir planen bei Ryanair mit einem Passagierwachstum von 100 Millionen in den nächsten zehn Jahren“, erläuterte Brady. Wo dieses stattfinden werde, hänge von den Rahmenbedingungen ab. „Ich glaube, dass die neue deutsche Regierung die wunderbare Möglichkeit hat, den Standort wieder wettbewerbsfähig zu machen“, versicherte Brady.

Wachstumsagenda für die Luftfahrtbranche

Dr. Pierre Dominique Prümm vom Flughafen Frankfurt berichtete, dass sein Flughafen aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen rund 25 Prozent seiner Drehkreuzverbindungen verloren habe. Dies sei ein schlechtes Zeichen, nicht nur für die Luftfahrt, sondern für die gesamte deutsche Wirtschaft und zeige, dass Deutschland dringend eine Wachstumsagenda für die Luftfahrtbranche brauche. Die Flughäfen seien durch Investitionen für weiteres Wachstum gerüstet - die Reduzierung der Kosten und besserer Rahmenbedingungen seien jedoch Aufgabe der Politik.

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