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Paradebeispiel Finnland: So gelingt es, Reisende aus Indien zu erreichen

Charlotte Lamp Davies von A Bright Approach diskutiert mit Y.T., CEO und Präsident von Visit Oulu, wie sich der Reisemarkt in Indien verändert, wie die Hospitality-Industrie auf das sich verändernde Reiseverhalten von Inderinnen und Indern reagieren sollte und wie Destinationen diese neue Zielgruppe ansprechen können. Y.T.s Erkenntnisse beziehen sich dabei vor allem auf Finnland, geben aber auch Aufschluss für das restliche Europa. Als CEO von Visit Oulu verantwortet Y.T. das Destinationsmarketing der Stadt Oulu, die als Kulturhauptstadt Europas 2026 nominiert wurde.

Finnland und der indische Reisemarkt

In Finnland generierten im Jahr 2023 27 Millionen Reisende aus Indien insgesamt 33 Milliarden US Dollar Umsatz. Damit habe sich laut Y.T. Indien zu einem riesigen Markt für das nordische Land entwickelt. Y.T. begründet diese Entwicklung damit, dass sich die Gen Z in Indien deutlich mehr für das Reisen interessiert als andere Generationen. Sie macht 31 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass ab dem Jahr 2047 mehr als 60 Prozent der Inderinnen und Inder zur Mittelschicht zählen werden. Dadurch wird der indische Markt auch zukünftig noch mehr an Bedeutung gewinnen. Finnland hat 2023 eine Zunahme von 57 Prozent an Übernachtungen aus Indien registriert.

Um auf den indischen Gast einzugehen, hat Oulu die ansässigen Fremdenverkehrsämter, Hotels und Hospitality-Unternehmen geschult, um auf die Bedürfnisse indischer Gäste einzugehen. Darüber hinaus hat Oulu indischen Reiseveranstalter die Vorzüge von Luxus in Lappland erklärt – weg vom Bild, dass dutzende Bedienstet sich um die Gäste kümmern, hin zu einem Verständnis, dass Ruhe und Natur die wahren Luxusgüter seien.

Oulu punkte bei Indern zudem mit seinem ausgeprägten Nachtleben, das von indischen Gästen sehr gut aufgenommen werde, ebenso mit dem Kulturangebot und der heimischen Küche.

Grafik mit Y.T. Kivisaari, Präsident und CEO von Visit Oulu, der in die Kamera blickt.

In der neuesten Folge des Travel Hero-Podcasts gibt Y.T. Kivisaari, Präsident und CEO von Visit Oulu, wertvolle Einblicke in den sich entwickelnden indischen Outbound-Markt. © ITB Berlin

Indisches Reiseverhalten im Wandel

Y.T. erklärt, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von indischen Gästen fünf Nächte beträgt, welche sie mehr als 3 Monate im Voraus buchen. Im Schnitt geben Inderinnen und Inder pro Reise 1.200 US-Dollar aus. Dabei sind die bereit für eine Reise nach Europa mehr Geld auszugeben als für Reisen in andere Kontinente.

Auch der MICE-Sektor wächst stetig. Für viele Inder ist es einfacher ein Geschäftsvisa zu erhalten als ein Urlaubsvisa.

Europa und der indische Reisemarkt

Neben Finnland erfreuen sich auch andere europäische Länder großer Beliebtheit bei indischen Gästen, so Y.T.. Dies liege vor allem am Einfluss von Bollywood, da viele Bollywood-Filme in Europa gedreht wurden. Positive Auswirkungen gäbe es unter anderem in der Schweiz, Spanien, Italien, Griechenland und Frankreich. Y.T. gibt an, dass das Reisevolumen aus Indien in Spanien nach der Veröffentlichung eines in Spanien gedrehten Bollywood-Films um 30 Prozent angestiegen sei. Aufgrund der gemeinsamen Geschichte ist auch das Vereinigte Königreich ein beliebtes Ziel von Inderinnen und Indern.

Um indische Gäste anzusprechen, benötigt eine Destination laut Y.T. das „gewisse Etwas“, neben einem hohen Service-Verständnis schätzen Sie ebenfalls Kulinarik, mit der sich Inderinnen und Inder identifizieren können, wie vegetarische Gerichte. Die jüngere Generation ist dabei offener lokale Gerichte zu probieren, während ältere Gäste darauf Wert legen, im Reiseland indische Gerichte zu konsumieren.

Ein weiterer Trend ist, dass viele Inderinnen und Inder ihre Hochzeit in Europa feiern möchten. Das liegt vor allem an der tollen Kulisse in vielen Destinationen. Sie bringen dabei Köche und Service-Personal oftmals mit, worauf sich europäische Länder einstellen müssten.

Einreisebestimmungen für Inder in Europa und weltweit

Zu den größten Herausforderungen in Europa für indische Gäste zählt die Visa-Vergabe, sagt Y.T. Das gelte für Finnland genauso wie für zahlreiche andere europäische Länder. Für 2024 plant Finnland die Vergabe von 20.000 Geschäftsvisa. Dadurch erhofft sich Y.T., dass es für Geschäftsreisende einfacher wird, Finnland zu besuchen. Ein Schengen-Visa zu beantragen könne Monate dauern, so Y.T..

Außerhalb Europas sei es für Inder deutlich einfacher. Dubai vergibt zum Beispiel Visa mit einer Gültigkeit von fünf Jahren, die beliebig viele Einreisen erlauben. Südafrika vereinfach die Einreise ab 2025 drastisch. Malaysia, Kenia, Thailand und der Iran haben Visaanforderungen bereits komplett gestrichen.

Durch die einfachere Visa-Vergabe bevorzugen viele Inder auch afrikanische Länder und gehen dort beispielsweise auf Safari.

Tipps, um als Destination indische Reisende anzusprechen

  • Fokussierung auf einen speziellen Bereich, den die Destination ansprechen möchte, und sich auf deren Bedürfnisse einstellen und vorbereiten Entwicklung eines Verständnisses für den indischen Markt und seine spezifischen Anforderungen
  • Aufbau einer lokalen Präsenz der Destination in Indien
  • Umsetzung von Fam Trips, um die Destination bei Reiseveranstaltern bekannter zu machen

Wer den Podcast in voller Länge hören möchte, gelangt HIER zur Episode.

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