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Nicht ohne Druck von außen: Wie sich die Reisebranche der Transformation stellt

Bei wichtigen Themen der Transformation handeln Unternehmen der weltweiten Travel-Community eher aufgrund äußerer Einflüsse als aus wirtschaftlicher Motivation. Die Travel & Tourism Radar-Studie zeigt auch, dass die rund 330 weltweit befragten Unternehmen der Reisebranche ihr Geschäftsklima überwiegend positiv einschätzen und bietet zudem Einblicke in ihre Investitionsabsichten sowie ihre Wahrnehmung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit.

Positives Geschäftsklima und stabile Investitionsabsichten in Bereichen der Digitalisierung

Ihre momentane Situation schätzten die Teilnehmenden im zweiten Quartal des Jahres als überwiegend positiv ein, was sich insbesondere im Vergleich mit Q1 zeigt. Auch die Aussichten auf die nahe Zukunft sind scheinbar erfreulich: Auf das folgende Quartal blickten die befragten Unternehmen entsprechend optimistisch. Darüber hinaus beobachteten die Macher der Studie eine stabile Absicht zu geplanten Investitionen und ermittelten, in welche Bereiche mögliche Investments fließen sollen.

Mit Abstand am häufigsten genannt wurden mit rund 44 Prozent die Bereiche Online-Präsenz und Digitalmarketing. Mit knapp 29 Prozent folgten Aspekte wie Weiterbildung oder Trainings – auf Rang 3 landete mit etwas mehr als 28 Prozent Kollaboration und Stakeholder-Engagement – und zwar mit ähnlichen Antwortraten wie für IT und Software sowie das Beziehungsmanagement zu Kunden. Deutlich weniger ins Gewicht fielen etwa neue Infrastruktur oder Gebäude sowie die Anschaffung von digitaler Hardware.

Nach ihren individuellen Konkurrenzfaktoren befragt, sehen Unternehmen den größten Wettbewerb innerhalb der eigenen Branche bzw. innerhalb des eigenen Landes. Als weder gut noch schlecht schätzen sie zum Beispiel ihre Wettbewerbsfähigkeit im Bereich der Digitalisierung ein, während sie sich bei den Aspekten Equality und Diversität als am besten gewappnet sehen.

Politisch-ökonomisches Umfeld hat größten Einfluss über die Unternehmen

Interessante Erkenntnisse lieferte die Studie unter den touristischen Unternehmen im Hinblick auf Trends und deren Einfluss auf sie. Mit rund 62 Prozent fiel am häufigsten die Antwort politischer und ökonomischer Rahmenbedingungen wie etwa Inflation. Auf Platz 2 folgte mit immerhin 54 Prozent das Thema (Digital)-Marketing und Produktentwicklung sowie KI und Digitalisierung mit gut 51 Prozent. Ähnlich häufig wurden Nachhaltigkeit und Klima genannt.

Blue Planet mit claim

ITB Travel Tourism Radar

Druck von außen als Treiber

Nachhaltigkeit in den Bereichen Umwelt, Wirtschaft und Soziales sehen die Unternehmen gemäß des ITB Travel & Tourism Radars als gleichermaßen wichtig an. Dabei handeln sie scheinbar vor allem aufgrund gesetzlicher Vorschriften sowie ethischer Standards im HR-Bereich. Über die Hälfte der befragten Unternehmen legt großen Wert auf den Schutz von Natur und Umwelt. Rund ein Drittel der Befragten sieht die Erfüllung von Kundenbedürfnissen jedoch als primäres Ziel ihrer Nachhaltigkeitsaktivitäten, während nur 15 Prozent damit einen wirtschaftlichen Erfolg anstreben oder darin eine Chance für ihr Unternehmen sehen.

Beinahe 40 Prozent der Tourismusunternehmen erkennen den größten Verbesserungsbedarf in der regionalen Zusammenarbeit. Insgesamt handeln sie allerdings aufgrund gesetzlicher Vorgaben sowie Kundenansprüche und weniger aus eigenem Antrieb. Digitalisierung ist der wichtigste Bereich beim Verbesserungspotenzial, jedoch ebenfalls häufig aus Notwendigkeit.

„Während Corona prägte das Bedürfnis nach langfristiger Krisen-Resilienz vielfach die Debatte in unserer Branche“, kommentiert Direktorin Deborah Rothe, der ITB Berlin. „Die vorliegende Studie zeigt, dass Nachhaltigkeitsbestrebungen oft mehr durch Notwendigkeit als durch wirtschaftliche Motivation getrieben sind – für uns ein Signal, dies auch im Rahmen der kommenden ITB Berlin-Ausgabe aufzugreifen und thematisch zu behandeln“.

Die kompletten Ergebnisse des ersten ITB Travel & Tourism Radarsowie die Methodik finden Interessenten ab sofort zum Download online. Die zweite Runde der Studie ist für Mitte Oktober geplant. Hierbei werden die ITB Berlin und die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften dezidierter auf den Bereich der Digitalisierung eingehen: “Wir wollen die Bedarfe der Reisebranche konkret untersuchen, um ein passgenaues Kongressprogramm entwickeln zu können” sagt Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack, der Leiter der Studie. Zum Jahreswechsel folgt schließlich eine dritte Online-Umfrage unter den Branchen-Akteuren.

Die Ergebnisse aus allen drei Erhebungen werden in die Programmplanung des ITB Berlin Kongresses 2025 einfließen, der parallel zur ITB Berlin vom 4. bis 6. März stattfindet. Ziel ist es unter anderem, zu untersuchen, wie die Branche in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit künftig mehr als nur eine durch gesetzliche Regularien oder Kundenbedürfnisse bedingte Notwendigkeit sehen kann.